Am morgigen Freitag findet – wie an jedem 28.04. – der internationale Workers‘ Memorial Day statt. Damit wird an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erinnert, die durch ihre Arbeit erkrankt oder verstorben sind und einen Arbeitsunfall oder eine Berufskrankheit erlitten haben.
27.04.2023, von unserer Redaktion
Die Gewerkschaft IG BAU stellt ihre Aktivitäten zum Workers‘ Memorial Day in diesem Jahr unter das Motto „Unsichtbare Gefahren sichtbar machen“ und hat dabei insbesondere den Gefahrenstoff Asbest im Visier: Denn der sei nach wie vor weit verbreitet. So wohnen den Angaben zufolge 80 Prozent der deutschen Bevölkerung „in Häusern, bei denen die Gefahr besteht, dass sich darin noch der hochgiftige Baustoff befindet.“ Viele dieser Gebäude würden derzeit renoviert, saniert oder abgerissen. Und dabei entstünden Stäube, in denen winzige Asbestfasern schweben können und sich die – einmal eingeatmet – in der Lunge festsetzten, was zu gravierenden bleibenden Folgeschäden führen könne.
„Bauarbeiter*innen, die mit Asbest arbeiten, haben das fünffache Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, Raucherinnen und Raucher sogar das 50-fache Risiko. Jährlich sterben mehr als 1500 Beschäftigte an den Folgen des hochtoxischen Stoffes, die Dunkelziffer ist noch wesentlich höher. Deshalb ist allerhöchste Wachsamkeit geboten“, sagt IG BAU-Bundesvorstandmitglied, Carsten Burckhardt.
Die Gewerkschaft fordere daher auch die Einrichtung einer sog. Arbeitsinspektion: „Wir brauchen eine übergeordnete Behörde, die Kontrollen bündelt. Sie muss die Einhaltung von Arbeitnehmerrechten und Sozialvorschriften sicherstellen. Dazu gehört dann auch die Kontrolle des Arbeitsschutzes“, so Burckhardt. Eine derartige Instanz habe sich in anderen Ländern – etwa Frankreich und Spanien – bereits bewährt.
Für Freitag ruft die IG BAU daher alle Beschäftigten dazu auf, um 12 Uhr eine Gedenkminute für am Arbeitsplatz Erkrankte oder tödlich Verunglückte einzulegen – „ob im Betrieb, im Objekt, auf der Baustelle oder auch im Homeoffice“. Am Nachmittag findet in Duisburg zudem ein ökumenischer Gottesdienst mit muslimischer und jüdischer Beteiligung statt. Weitere Informationen sowie (Video-)Statements bietet eine speziellen Website zum Thema.
Auch die Berliner Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales erinnert an den Gedenktag und weist in einer Mitteilung darauf hin, dass „Arbeit nach wie vor viele Beschäftigte krankmacht“. Das bewiesen auch „die stetig steigenden Anfragen an die Berliner Beratungsstelle Berufskrankheiten“. Deren Zahl sei von 169 Eingaben in 2021 auf 325 im Jahr 2022 angewachsen.
Laut Deutscher Gesetzlicher Unfallversicherung wurden den Unfallversicherungsträgern 2021 insgesamt 806.217 Arbeitsunfälle gemeldet, 510 davon waren tödlich.
Der Workers‘ Memorial Day geht zurück auf eine Initiative der kanadischen Gewerkschaft für Angestellte im öffentlichen Dienst (Canadian Union of Public Employees), die 1984 erstmals den bei der Arbeit verletzten und verstorbenen Kolleginnen und Kollegen gedachte.