Angesichts der steigenden Bedrohung steht der 28. April heuer im Zeichen des Klimawandels
Der „Workers’ Memorial Day” erinnert jedes Jahr am 28. April an all jene Arbeitnehmer:innen, die auf einer Arbeitsstätte verunfallt sind.
Jährlich sterben rund 19.000 Arbeitnehmer:innen an einer arbeitsbedingten Hautkrebserkrankung. Über 860.000 sterben an Luftverschmutzung am Arbeitsplatz, weitere 300.000 erliegen an Pestizid-Vergiftungen in der Landwirtschaft. Das belegen Studien der Internationalen Arbeitsorganisation ILO aus den Jahren 2018 bis 2023. Der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) fordert deshalb, dass Klimarisiken für Beschäftigte ernst genommen werden und endlich politische Maßnahmen folgen müssen.
Hitzefrei statt Hitzeschlag
Der Klimawandel bedroht die Gesundheit und manchmal auch das Leben von Arbeitnehmer:innen – besonders, wenn sie in immer heißeren Sommern in extremer Hitze arbeiten müssen. Klar ist: Wir brauchen rasch mehr Maßnahmen, um die Menschen zu schützen.
Das findet auch der Vorsitzende der Gewerkschaft Bau-Holz Josef Muchitsch, denn Bauarbeiter:innen bekommen die volle Wucht der Erwärmung am eigenen Leibe zu spüren: „Auf Baustellen sind die Folgen des Klimawandels bereits spürbar. Die Hitzewellen kommen immer früher und wirken immer erdrückender auf Bauarbeiter:innen.“ Um die Wucht der Erwärmung etwas abzumildern, gibt es in Österreich bereits eine „Hitze-Regelung“ – die gilt allerdings nur für Beschäftigte im Baubereich und ohne Rechtsanspruch. Arbeitgeber können Hitzefrei anordnen und Arbeiter:innen ab 32,5 Grad nach Hause schicken. Die Beschäftigten bekommen dann 60 Prozent des Bruttolohns als Entschädigung für jene Stunden, die nicht gearbeitet werden, der Arbeitgeber kann sich dieses Geld von der Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse (BUAK) zurückholen.
Nicht nur für Beschäftigte, die im Freien arbeiten, wäre ein Rechtsanspruch auf Hitzefrei eine wichtige Entlastung, auch die Belastung in Innenräumen ist nicht zu vernachlässigen. Die Unfall- und Verletzungsgefahr steigt nämlich unabhängig davon, ob die Wärme von der Sonne oder vom Hochofen kommt. „Mehr bezahlte Pausen und kühle Erholungsräume” sind für den Vorsitzenden der Gewerkschaft PRO-GE, Reinhold Binder, unumgänglich.
Arbeitnehmer:innen brauchen ein klimafittes Arbeitsrecht
Das Arbeitsrecht an die Kima-Herausforderungen anzupassen, ist ein wichtiger Teil der „Just Transition“-Bewegung, die auch der ÖGB unterstützt und die eine sozialgerechte ökologische Wende anstrebt. „Hitzefrei” ab gewissen Temperaturen könne aber nur eine von vielen Maßnahmen sein, betont ÖGB-Klimaexperte Martin Reiter: „Arbeitnehmer:innen dürfen nicht länger mit ihrer Gesundheit für die Untätigkeit anderer bezahlen. Die Just Transition bedeutet gute Arbeitsbedingungen, aber auch sichere Jobs mit Zukunft.“